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Ja, alles deutet daraufhin, dass die Nacht noch über die Welt herrscht. Nur der geübte Beobachter sieht aus östlicher Richtung klar eine morgendliches Zeichen kommen. Die Gegend über dem Horizont weist einen eindeutig helleren Dunkelton auf als der Rest des Himmels. So sehen es auch der Alois Schönmatter und der Karli Schindelmacher. Sie wollen heute mit einer Seilschaft, also 3 weiteren Bergsteigern den 3587 Meter hohen Zieglergrat erklimmen. Und bei so einem Unternehmen, da muss man beizeiten aus den Federn um nicht bereits am Start schon hinter der Zeit nachlaufen zu müssen. Also, gesagt - getan, so wies in der Berggegend noch heute der Brauch ist, und alles ohne Vertrag und Unterschrift. Da ist keiner zu spät. Jeder findet sich zur verabredeten Zeit ein, vollständig ausgerüstet und mit guter Laune, das war schon immer so. Der erste Teil dieser Bergsteigerei lässt auf einen Spaziergang deuten, das wird sich jedoch bald ändern. Die Baumgrenze ist erreicht, und das wissen selbst Unterländer, von da an wird's steiler. Und wenn dann das Grün der Alpweiden spärlicher wird, man auch mit grosser Anstrengung nicht mehr in die Weite sondern nur an das Gestein des Berges blicken kann, ja dann wird's Zeit sich und die Anderen mit Haken und Seilen zu sichern. So wird es auch diese Seilschaft halten, es hat sich über die Jahrhunderte bewährt, eben, es war schon immer so. Und hoch oben auf dem Gipfel, da macht man Rast nach der Anstrengung und ist zufrieden, mit eigener Kraft nach so hoch oben gekommen zu sein. Man unterhält sich und beschliesst dann den Abstieg in Angriff zu nehmen. Man soll auch diesen nicht unterschätzen, die Gefahr abstürzen zu können ist ebenso gross, wie beim Aufstieg. Und, da bin ich sicher, diese Seilschaft wird gesund und zufrieden ihr Tagwerk beenden und mit den Eindrücken der Natur den Schlaf finden. Eine schöne Geschichte könnte man glauben. Was aber spielt sich im Unterland ab, zur gleichen Zeit. Auch da entstehen Seilschaften. Der Gedanke kreist über den grossen und kleinen Industrieunternehmen die über das ganze Land entstanden sind. Ja richtig, übersät mit Seilschaften. Im Unterschied zur Bergwelt sieht der Betrachter nicht auf den ersten Blick wo da die Seilschaften ihr Wesen treiben. Mitglieder solcher Seilschaften sind häufig in höherer Hierarchie angesiedelt die sich in ihrem engen Horizont nicht zurecht finden, oder gegen Verlustängste im Bereich des Besitzstandes anzukämpfen versuchen. So hemmen sie aktiv die Verbreitung auch noch so guten Gedanken und bekämpfen alles, was sie "überholen" und ins Abseits drängen könnte. Selbst Spurenelemente von scheinbaren Gegnern werden prophylaktisch ausgebremst oder vernichtet. Ungeahnte Energien werden auf diese Weise dem Arbeitsmarkt entzogen. Gegen die Unterland-Seilschaften anzukommen hat sich aus der Erfahrung heraus als aussichtslos gezeigt. So dass hier gilt, man ist seines eigenen Glückes Schmied. Na dann, worauf warten wir noch ? Schmieden wir ab jetzt an unserem eigenen Glücke, und lassen die anderen so lange Beine absägen, bis sie selber den Stand verloren haben.
© 01/2001 |
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