Papierstabl & KindGeschichten |
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Es begann völlig anders, während einer kurzen Arbeitspause an der Kaffee - Stehbar. Man diskutierte über dies und das, auch über die eventuell noch fehlenden waghalsigen Ideen für einen nächsten Abteilungsausflug. Plötzlich schwebte da ein gar sonderbarer Vorschlag im Raum, man wollte mich und meinen verwilderten Garten mit einem Besuch beglücken. Von dieser Idee etwas gebremst und nachdenklich geworden, das Thema "Garten" jedoch noch absolut präsent, stellte sich mir die Frage, was wohl meine Erdbeeren in diesem Augenblick so tun. Ich habe sie in diesem Jahr noch nicht besucht. Normalerweise wird diesem Gewächs in frühesten Frühlingstagen die Erde gelockert und das Unkraut gar pingelig aus den Beeten genommen. Zu meiner Schande, ich hab’s dieses Jahr wirklich vergessen. So führte mich meine Weg nach der Arbeit direkt nach Hause. Der dem Briefkasten hastig entrissene Lesestoff noch in den Händen haltend, stürzte ich mich sogleich in den total verwilderten Garten um das Erdbeerbeet aufzuspüren. Und wirklich, da liegt es, dicht getarnt unter allerlei Unkraut, welches mir frech im Takte des Windes zuwinkt. Kein langes Überlegen ist jetzt gefragt, nein da müssen flinke Hände her. Darum, nichts wie rein in die Gartenklamotten um die so geliebten Erdbeerpflanzen vom "Feinde" zu befreien. Und was dürfen meine staunenden Augen da tief unter der Unkrautdecke sehen? Beeren, leicht rote Beeren ! Ja, da hat’s doch tatsächlich Beeren an den Stöcken. Und dies alles, ohne im Frühjahr die Erde gelockert und gesäubert zu haben. Für mich stellt sich hier die Frage, ob da etwa seit jeher in den Büchern etwas falsches geschrieben steht? Über den Garten, die Gartenpflege und das Jäten? Und keiner tut etwas dagegen, gegen überjätete und unnatürliche Gärten? Ich habe mir vorgenommen, den Garten nur in äussersten Notfällen von der Natur, und dazu gehört auch das Unkraut, zu befreien. Dafür bleibt mir umso mehr Zeit, um genau diese Natur im Liegestuhl zu geniessen, sofern sie mir, in ihrer verwilderten Schönheit, noch einen Platz zum Verweilen lässt. Darum, rein in den Liegestuhl ! Denn die Erdbeeren, die wissen was sie zu tun haben !
© 05/2002 |
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