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Papierstabl & Kind


 

 

Jakob der Entsetzte
oder
Umzug auf's Land

 

Der Sonntagmorgen war noch nicht sehr alt als es geschah. Er, nennen wir ihn Jakob, spielt den Hauptdarsteller in dieser Geschichte. Die Strasse liegt etwas versteckt unter den "Produkten" der Nacht. Das Tiefbauamt hat seine Wischtätigkeit noch nicht aufgenommen.

In diesem Umfeld ist unser Jakob unterwegs. Man nimmt an, dass er auf dem Heimweg ist. So geht er dahin, etwas ziellos... vielleicht auch mit "etwas tapsig" näher zu bezeichnen. Auf jeden Fall geht er aufrecht und scheint den Anforderung eines Fussgängers gerecht zu werden.

Die Nacht war wohl etwas streng, man hat über manches diskutiert und "gestritten", so dass er froh ist, bald zu Hause in den Schlaf des Gerechten sinken zu dürfen. Doch soweit soll es nicht kommen, wenigstens vorerst nicht.

Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, ein fester Schlag gegen seine Stirne lässt in zusammenfahren. Instinktiv bleibt Jakob stehen und hält inne. Was war das, denn mit dem Schlag ist‘s auch gleichzeitig eine Spur dunkler geworden. Wolken sind da nicht im Spiel, so schnell können die nun auch wieder nicht verdunkeln.

Aber wer haut denn dem Jakob eins auf die Stirne? Er hebt den Kopf und sieht in nächster Nähe ein Kandelaber so vor sich stehen... fest und unverrückbar, als wäre es hier geboren, und dann... ja dann sinkt er zu Boden der arme. So schlimm war der Schlag, dass es ihm gleich schwarz vor den Augen geworden ist.

Kurze Zeit später wird Jakob mit der Ambulanz ins Spital gefahren... besorgte Frühaufsteher haben Alarm geschlagen, und so nehmen die Dinge ihren weiteren Lauf.Im Spital, gut umsorgt von den vielen Bediensteten in weissen Kleidern, erholt sich Jakob sehr schnell von diesem Sturz und kann bereits einen Tag später die Anstalt verlassen.

Natürlich meldet er den Vorfall seiner Krankenkasse und glaubt, so wäre die Sache erledigt. Denkste, in der Zwischenzeit ist die 23ste Revision des Kranken-Versicherungs-Gesetzes in Kraft und damit ist nichts mehr so wie früher.

So wird in diesem Gesetz das Thema Betriebs- oder Nichtbetriebsunfall nach völlig neuen Richtlinien beurteilt. Massgebend ist nicht mehr was der Verunglückte (Versicherte) zum Zeitpunkt des Unfalls tat, sondern es wird untersucht, ob der Schädigende, in diesem Fall die Strassenleuchte, an der Arbeit war oder nicht.

Hat demnach die Lampe beim Aufprall von Jakobs Stirne am Kandelaber geleuchtet war‘s ein Betriebsunfall, hat die Strassenlampe nicht geleuchtet, ist’s ein Nichtbetriebsunfall. Verstanden?

So weit so gut, doch dieser Fall liegt äusserst quer in der Versicherungslandschaft... denn zum Zeitpunkt als unser Jakob am Kandelaber auflief... da verlöschte gleichzeitig das Licht. Und so liegt dieser Fall exakt in der Mitte, zwischen Betrieb und Nichtbetrieb. Nach dem neuen Gesetz stellt dies ein Zwischenfall dar... und der ist weder in Grundversicherungen noch in Zusatzversicherungen abgedeckt... unser Jakob geht somit leer aus.

Jakob hat dies auch Monate nach dem Ereignis noch nicht begriffen, und sich entschlossen aufs Land zu ziehen. Und so nimmt der Einwohnerschwund in Städten nach wie vor kein Ende. Es ist höchste Zeit, dagegen etwas zu unternehmen.

 

Die Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit aktuellen Ereignissen und/oder Personen sind momentan unvorstellbar und/oder rein zufälliger Natur!

© 05/2003
by Papierstabl & Kind


 

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