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Vor vielen vielen Jahren, noch bevor die Menschheit in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Erdölkriese konfrontiert wurde, entschlossen sich meine Eltern ein Stück Land zu pachten. Während der ganzen Zeit wurde darauf vieles angebaut, gesät, gesetzt und auch wieder geerntet. Ein gutes Stück Land, den der Boden gab viel her. Nun ist der Tag gekommen dieses Land zurückzugeben. Es soll einer neuen Nutzung zukommen... na ja, alles hat einmal ein Ende. So beschäftige ich mich mit dem Rückbau dieses kleinen Flecken Erde. Denn, so heisst es im Kündigungsschreiben gar deutlich, "das Land ist in abgeräumtem Zustand zu übergeben". Kein Problem dachte ich mir, denn Bewegung tut gut, bestimmt auch mir. Natürlich ist dieser Garten etwas überwachsen, habe ich ihn in den letzten drei Jahren nicht mehr betreten und darin gänzlich die Natur und die Tiere walten lassen. So bin ich nun daran all das Gestrüpp und Geäst abzuschneiden und die verschiedenen Einrichtungen wie Wasserleitung und Stangen mit den dazugehörenden Drähten des Himbeerbeetes zu entfernen. Das alles liest sich recht einfach und unbeschwerlich. Völlig daneben ! Denn seit drei Tagen bin ich ausschliesslich damit beschäftigt die Stangen des Himbeerbeetes, es sind 5 Reihen in denen die Himbeerpflanzen gedeihen konnten, auszugraben. Die Stangen mit den gespannten Drähten, um an ihnen die Pflanzen anzubinden damit sie in die Höhe wachsen und nicht knicken, sind aus massivem Stahl... Stahlprofile wie sie auch bei der Bahn für die Fahrleitungsmasten Anwendung finden. Na ja, eventuell eine Grösse kleiner... aber gleiches Profil... und rostfrei, man baut doch für die Ewigkeit. Mit den Stahlprofilen und der Ewigkeit kann ich mich einverstanden erklären. Nun sind diese Stahlprofile etwas mehr als einen Meter (!) tief in die Erde gerammt, so dass sie jedem Sturm in diesen Breitengraden standgehalten haben. Sie würden selbst den Weltuntergang überleben und wären auch dann noch bereit Himbeerpflanzen zu halten wenn die Menschheit schon längst von dieser Erde fortgezogen ist... Über einen Meter tief in der Erde verankert - und ich bin mit diesen Ausgrabungen beschäftigt, mit Hacke und Schaufel. Was haben sich meine Vorfahren wohl dabei gedacht, als sie die Stahlprofile in diese Tiefe rammten. Erste Zweifel über deren Tun stellen sich bei mir ein... Mein Körper, gewöhnlich mit Arbeiten im Bürobereich betraut und etwas "untertrainiert", ist nach drei Tagen mit Ausgrabungen doch spürbar lädiert. Die Kraft in den Händen reicht momentan nicht mehr um einen nassen Putzlappen auszuwinden, er tropft unaufhörlich nach, und bei den Schuhen überlege ich, ob mir ein Modell mit Reissverschluss etwas "Linderung" verschaffen würde... denn auch da reicht die Kraft nicht mehr um sie zu schnüren. Dennoch, ausgraben tut gut, so lerne ich wieder mal meinen eigenen Körper kennen... mit seinen vielen Muskeln, Knochen und Gelenken.
© 10/2002 |
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